Faule Griechen, emsige Deutsche – Merkel erklärt die Welt

Nachdem Merkel zunächst für ihre Abwesenheit in politischen Debatten kritisiert wurde, wünscht man sich mittlerweile, sie würde wieder zu ihrem Schweigen zurückkehren. Erst tritt sie das Recht auf Leben mit Füßen und zeigt totalitäre Züge unter ihrer christlich-demokratischen Maske und nun lässt sie sich auch noch zu fremdenfeindlichen Äußerungen herab.

Die Bundeskanzlerin kündigte auf einer CDU Veranstaltung in Meschede an, Bedingung für weitere Hilfen an Griechenland, Spanien und Portugal sei die Bereitschaft der Länder auch etwas zu leisten. Diese Leistung bestünde laut Merkel darin, mehr zu arbeiten. Schließlich habe man in besagten Ländern viel mehr Urlaub und gehe früher in Rente. Kurz: Spanier, Portugiesen und Griechen sind faul!

Betrachtet man nun die Statistiken der OECD zum tatsächlichen Renteneintrittsalter (Achtung Excel-Datei!), so fällt auf, dass man in Spanien gleichzeitig (mit 61,8 Jahren), in Griechenland unwesentlich später (mit 61,9 Jahren) und in Portugal sogar etwa fünf Jahre später (mit 67,0 Jahren) als in Deutschland (mit 61,8 Jahren) in Rente geht. An dieser Stelle also die ersten falschen Informationen von Frau Merkel.

Wenden wir uns nun der durchschnittlichen Arbeitszeit pro Woche zu. Spitzenreiter ist hier Griechenland mit 42,5 Stunden pro Woche. Es folgen auf Platz zwei und drei Portugal mit 38,9 Stunden und Spanien mit 38,8 Stunden. Den traurigen letzten Platz belegt Deutschland mit 35,7 Stunden Arbeit pro Woche. Eine weitere Unwahrheit aus dem Mund der Kanzlerin.

Ein letzter Blick nun, diesmal auf die bezahlten Urlaubs- und Feiertage. Wie bereits zu erwarten war, liegt hier Deutschland mit 30 Urlaubs- und acht bzw. zehn Feiertagen – wohlwollend also 38 bezahlte freie Tage insgesamt – vorne. Darauf folgen Spanien und Portugal mit jeweils 22 Urlaubs- und 14 Feiertagen – 36 insgesamt. Trauriger Letzter ist diesmal Griechenland mit 20 bzw. 22 Urlaubstagen und keinen bezahlten Feiertagen.

Fassen wir zusammen: Merkel behauptete explizit Griechen, Spanier und Portugiesen würden früher in Rente gehen und mehr Urlaub haben als Deutsche. Zwischen den Zeilen schwang außerdem noch mit, dass besagte Nationalitäten auch insgesamt weniger Arbeit leisten. Ein Blick auf statistisches Material hat alle diese Behauptungen als bar jeder Grundlage entlarvt.

Hier im Zusammenhang mit Merkels Worten noch von falschen Informationen zu sprechen wirkt doch sehr optimistisch. Offensichtlich hat Frau Merkel entweder in vollkommener Ahnungslosigkeit einfach etwas behauptet oder aber bewusst gelogen. Beides ist für eine Bundeskanzlerin jedoch untragbar.

Zieht man nun noch den Effekt dieser Lügen hinzu, so ähnelt das Bild, das Merkel von den Bürgern der schwächeren Euro-Länder zeichnet, doch sehr rassistischen Stereotypen wie dem „ewigen Juden“ oder dem „Neger“. Der Unterschied besteht allein darin, dass die letztgenannten aufgrund ihrer unterstellten Rassenzugehörigkeit als charakterschwach dargestellt wurden. Frau Merkel bedient sich als Grundlage ihrer Diffamierungen jedoch der Staatsangehörigkeit und leitet aus der wirtschaftlichen Situation der jeweiligen Länder ihre Charakterzuweisungen ab.

Der Weg ist ein anderer – das Ziel das gleiche: ein Feindbild, das von den Missständen im eigenen Land ablenkt. Stumpfer Rechtspopulismus soll die Opfer der von den Banken verschuldeten Wirtschaftskrise zu Tätern machen. Eine perfide Strategie, die wiedereinmal das wahre Gesicht der Angela M. aufblitzen lässt.

bd

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2 Antworten zu Faule Griechen, emsige Deutsche – Merkel erklärt die Welt

  1. jan schreibt:

    Bzgl. der Renten ist das gesetzl. Eintrittsalter massgebend – denn „Frueh“renten werden i.d.R. entsprechend diskontiert !

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