Empört Euch! – Demokratie jetzt!

Endlich finden Berichte über die Proteste in Spanien auch Einzug in die deutsche Medienlandschaft. Und mehr noch: Langsam finden sich auch in Deutschland Menschen zusammen, um gemeinsam für mehr und vor allem echte Demokratie auf die Straße zu gehen. Zehntausende sind nicht mehr dazu bereit, sich von ihren Regierungen alles bieten zu lassen: Sie fordern Respekt, Mitbestimmung und Menschlichkeit!

Die spanische Bevölkerung hat nun den Anfang gemacht; und zwar ohne die Hilfe von und vor allem ohne Verbindungen zu Parteien, Gewerkschaften und Verbänden. Es ist eine Bewegung, die von Bürgern unterschiedlichster Herkunft und mit den verschiedensten persönlichen Hintergründen getragen wird. Insbesondere diese Tatsache verdeutlicht jedoch die Kraft, die hinter den Protesten steht.

Es sind keine Links- oder Rechtsradikalen, keine Hetzer oder Menschen mit Spaß am Chaos. Auch wenn deren Teilnahme an den Protesten mit Sicherheit nicht ganz ausgeschlossen werden kann: Dies ist eine Bewegung der Mitte. Sie ist friedlich, jedoch wütend. Und sie lässt sich ihr Recht zur Empörung nicht nehmen:

„Wir sind normale Menschen. Wir sind wie du: Menschen, die jeden Morgen aufstehen, um studieren zu gehen, zur Arbeit zu gehen oder einen Job zu finden, Menschen mit Familien und Freunden. Menschen, die jeden Tag hart arbeiten, um denjenigen die uns umgeben eine bessere Zukunft zu bieten.

Einige von uns bezeichnen sich als aufklärerisch, andere als konservativ. Manche von uns sind gläubig, andere wiederum nicht. Einige von uns folgen klar definierten Ideologien, manche unter uns sind unpolitisch, aber wir sind alle besorgt und wütend angesichts der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Perspektive, die sich uns um uns herum präsentiert: die Korruption unter Politikern, Geschäftsleuten und Bankern macht uns hilf- als auch sprachlos.

Und diese Situation ist mittlerweile zur Normalität geworden – tägliches Leid, ohne jegliche Hoffnung. Doch wenn wir uns zusammentun, können wir das ändern. Es ist an der Zeit, Dinge zu verändern. Zeit, miteinander eine bessere Gesellschaft aufzubauen. Deswegen treten wir eindringlich hierfür ein:

● Gleichheit, Fortschritt, Solidarität, kulturelle Freiheit, Nachhaltigkeit und Entwicklung, sowie das Wohl und Glück der Menschen müssen als Prioritäten einer jeden modernen Gesellschaft gelten.

● Das Recht auf Behausung, Arbeit, Kultur, Gesundheit, Bildung, politische Teilhabe, freie persönliche Entwicklung und Verbraucherrechte im Sinne einer gesunden und glücklichen Existenz sind unverzichtbare Wahrheiten, die unsere Gesellschaft zu befolgen hat.

● In ihrem momentanen Zustand sorgen unsere Regierung und das Wirtschaftssystem nicht dafür, sondern stellen sogar auf vielerlei Weise ein Hindernis für menschlichen Fortschritt dar.

● Die Demokratie gehört den Menschen (demos = Menschen, krátos = Regierung), wobei die Regierung aus jedem Einzelnen von uns besteht. Dennoch hört uns in Spanien der Großteil der Politiker überhaupt nicht zu. Politiker sollten unsere Stimmen in die Institutionen bringen, die politische Teilhabe von Bürgern mit Hilfe direkter Kommunikationskanäle erleichtern, um der gesamten Gesellschaft den größten Nutzen zu erbringen, sie sollten sich nicht auf unsere Kosten bereichern und deswegen vorankommen, sie sollten sich nicht nur um die Herrschaft der Wirtschaftsgroßmächte kümmern und diese durch ein Zweiparteiensystem erhalten, welches vom unerschütterlichen Akronym PP & PSOE angeführt wird.

● Die Gier nach Macht und deren Beschränkung auf einige wenige Menschen bringt Ungleichheit, Spannung und Ungerechtigkeit mit sich, was wiederum zu Gewalt führt, die wir jedoch ablehnen. Das veraltete und unnatürliche Wirtschaftsmodell treibt die gesellschaftliche Maschinerie an, einer immerfort wachsenden Spirale gleich, die sich selbst vernichtet indem sie nur wenigen Menschen Reichtum bringt und den Rest in Armut stürzt. Bis zum völligen Kollaps.

● Ziel und Absicht des derzeitigen Systems sind die Anhäufung von Geld, ohne dabei auf Wirtschaftlichkeit oder den Wohlstand der Gesellschaft zu achten. Ressourcen werden verschwendet, der Planet wird zerstört und Arbeitslosigkeit sowie Unzufriedenheit unter den Verbrauchern entsteht.

● Die Bürger bilden das Getriebe dieser Maschinerie, welche nur dazu entwickelt wurde, um einer Minderheit zu Reichtum zu verhelfen, die sich nicht um unsere Bedürfnisse kümmert. Wir sind anonym, doch ohne uns würde dergleichen nicht existieren können, denn am Ende bewegen wir die Welt.

● Wenn wir es als Gesellschaft lernen, unsere Zukunft nicht mehr einem abstrakten Wirtschaftssystem anzuvertrauen, das den meisten ohnehin keine Vorteile erbringt, können wir den Missbrauch abschaffen, unter dem wir alle leiden.

● Wir brauchen eine ethische Revolution. Anstatt das Geld über Menschen zu stellen, sollten wir es wieder in unsere Dienste stellen. Wir sind Menschen, keine Produkte. Ich bin kein Produkt dessen, was ich kaufe, weshalb ich es kaufe oder von wem.

Im Sinne all dieser Punkte, empöre ich mich.

Ich glaube, dass ich etwas ändern kann.

Ich glaube, dass ich helfen kann.

Ich weiß, dass wir es gemeinsam schaffen können.

Geh mit uns auf die Straße. Es ist dein Recht.“ (Quelle: spreeblick.com)

 

Das Manifest zeigt: Es sind nicht spezifisch spanische Kritikpunkte. Nahezu alle Forderungen lassen sich auf die deutsche und fast jede andere (europäische) Gesellschaft übertragen.

Es ist überaus erfreulich, dass es endlich soweit zu sein scheint: Die Mitte der Gesellschaft erhebt sich, um sich zu empören! Friedlich und bestimmt! Für echte Demokratie, ethische Werte, Menschlichkeit!

Es bleibt zu hoffen, dass der Protest auch in Deutschland und in anderen Staaten Fuß fassen wird. res.publica steht genau für diese Werte und für diese Art von Protest! Wir werden uns daher bemühen, aktuelle Informationen, Kommentare, Hinweise etc. hier zusammenzutragen. Dabei sind wir für jede Hilfe dankbar!

Aktuelle Informationen, auch zu Aktionen in Deutschland, finden sich außerdem unter spreeblick.com und auf www.spanishrevolution.eu. Ein guter Artikel zu den Hintergründen des spanischen Protests gibt es auf nachdenkseiten.de. Die Proteste in Spanien werden zudem über einen Livestream übertragen.

 hd

Nachtrag vom 22.5.2011: Blog-/Presseschau*

Breakfastpaper: Live-Blog

Widerstand-Berlin: Termine (auch andere) und Manifest

tagesschau.de: Bericht

Mapa de las acampadas: Karte mit verzeichneten Aktionen (weltweit)

sueddeutsche.de: Bericht

Nics Bloghaus: Fotos von Protesten in Berlin

taz.de: Bericht

facebook.com: Aktuelle Demotermine

zeit.de: Bericht

spiegelfechter.de: Bericht (vom 20.5.2011)

espanien.de: Bericht (vom 19.5.2011)

flickr.com: Aktuelle Bilder aus Spanien

querblog.de: Doku

spiegel.de: Bericht und Fotostrecke (vom 20.5.2011)

facebook.com: Echte Demokratie jetzt – Diskussionsforum, aktuelle Infos

twitter.com: Echte Demokratie – Diskussionsforum, aktuelle Infos

le bohémien: Blog mit mehreren Berichten, einem Liveticker und Hintergründen

berlinonline.de: Bericht – Stuttgart 21 trifft Spanien


Nachtrag vom 25.5.2011: Blog-/Presseschau*

res.publica: Artikel zum Thema „Mitbestimmung jetzt“

res.publica: Artikel zum Thema „Grundrechtereport 2011“

echte-demokratie-jetz-nrw.org: Netzwerk/Plattform für das Land NRW

grundeinkommenimbundestag.blogspot.com: Aktionen/Petition zum Thema bedingunsloses Grundeinkommen, soziale Ungerechtigkeit etc.

echte-demokratie-jetzt.de: Netzwerk/Plattform für Deutschland

european-summer.eu/mediawiki/: Wiki mit Terminen, Infos etc.

realdemokratie.de: Gedanken zur aktuellen Situation unserer Demokratie

* Für weitere Hinweise sind wir jederzeit dankbar!

 

Nachtrag vom 26.8.2011: Beginnende Proteste in Deutschland

Nun beginnt auch in Deutschland der demokratische Widerstand! Mehr dazu hier im Blog.

 

 

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24 Antworten zu Empört Euch! – Demokratie jetzt!

  1. 2010sdafrika schreibt:

    Es ist wirklich zu bezweifeln, dass die Jasminrevolution auf Europa überspringt. Denn die Problematik in den arabischen Ländern ist eine andere als in Europa. Vielmehr würde ich sagen, dass der Volksprotest eher mit dem süden Afrikas kompatibel erscheint. Folgende Umfrage möchte ich empfehlen: http://2010sdafrika.wordpress.com/2011/03/09/ergebnis-zur-monatsumfrage-februar-2011/.

    • respu schreibt:

      Ich glaube ebenfalls nicht, dass die Jasminrevolution auf Europa überspringt (aber von Spanien evtl. auf Deutschland!?). Ich halte die Protestbewegung in Spanien für ein anderes, ein neues Phänomen. Denn, wie richtig angemerkt, handelt es sich um eine andere Problematik. Viele Medien und Blogger ziehen zwar den Vergleich, ich sehe da aber keine direkte (inhaltliche) Verbindung. Gewisse Ähnlichkeiten bestehen jedoch: Menschen gehen für ihre Rechte auf die Straße und fordern (mehr) Demokratie!
      hd

    • jhartmann schreibt:

      Es gibt nicht nur weitgehende inhaltliche Übereinstimmung – auch die nordafrikanischen Erhebungen (zu denen dort _niemand_ „Jasmindingens“ sagt) hatten als zentrale Forderungen Demokratisierung, sozioökonomische Teilhabe (siehe sowohl die Selbstverbrennung in Tunesien als auch die Streikbewegung, aus der die Jugend des 6. April in Ägypten schon vor 3 Jahren hervorging), Korruptions- und Willkürabbau (mit besonderem Fokus auf Polizei/Geheimdienste). Es gibt darüberhinaus auch direkte personelle Überschneidungen, nicht nur im Netz (auf Twitter sind die Spanier und in Spanien studierende/arbeitende Ägypter schon seit Monaten auch in Sachen Nahost/Nordafrika superaktiv).

  2. Mitsch schreibt:

    alles schön und gut…

    demonstrieren und sich erheben, ja bitte, aber mit gutem Beispiel vorangehen, auch ja bitte! Was nützen all die Demos, wenn immer nur die anderen, die „Großen“, die Politiker etc. sich ändern sollen, jeder einzelne aber immernoch versucht, sich selbst jeden zu erhaschenden Vorteil zu verschaffen, den er kriegen kann. Geiz ist immernoch geil in Deutschland, und ich schätze, in Spanien auch. Und das ist ein nicht unwesentlicher Aspekt dieser ganzen Misere. Wir wollen alles billig, wollen keinen fairen Wert für eine Ware bezahlen, aber selbst gut bezahlt werden, …schimpfen auf die Politik, gehen aber jeder Eigeninitiative, die über Meckern hinausgehen würde, aus dem Weg, …wir kaufen uns die Scheiße, die uns die Banken andrehen, weil wir geil auf die Rendite sind, und beschweren uns gleichzeitig über die Gier der Manager…
    Protest ist gut und angemessen, aber an die eigene Nase fassen auch! Das sollte hin und wieder auch mal thematisiert werden… Wenn ihr etwas ändern wollt, verändert zuerst Euch selbst.
    Danke für den Artikel

    • respu schreibt:

      Danke für den Kommentar!
      Volle Zustimmung, aber der Protest sollte dennoch nicht unterbewertet werden! Wenn man glaubwürdig sein will, muss man in jedem Fall bei sich anfangen; ich denke aber, dass es falsch wäre zu behaupten, dass dies noch überhaupt keiner tut.
      hd

      • Mitsch schreibt:

        das ist sicherlich richtig, ich möchte auch gar nicht das Engagement der Menschen, die auf die Straße gehen, schmälern und behaupten, dass alle nur meckern… aber ich denke, dass jeder hinterfragen sollte, welchen Beitrag er dazu leistet, dass die Gesellschaft so ist wie sie ist. Denn viele fühlen sich betrogen, wissen aber gar nicht, dass sie jeden Tag mit ihren kleinen Taten, Ängsten und Einkäufen dieses System fördern. Und da sehe ich hier noch sehr großen Handlungsbedarf, damit sich Grundlegendes ändert. Billig und hohe Rendite sind halt immernoch DIE schlagenden Argumente…

    • jhartmann schreibt:

      Genau deshalb sind Puerta des Sol und Midan Tahrir ja so wichtig: dort wird breite Solidarität vorgelebt.

    • Heino Haase schreibt:

      Ich, 73Jahre alt/jung, finde es gut was die jungen Leute in Spanien machen.
      So sollte es im Leben sein:
      Leben und leben lassen
      und
      Bequemlichkeit (nicht zu verwechseln mit Komfort) ist aller Laster Anfang.

  3. schopengassenhauer schreibt:

    „Es ist überaus erfreulich, dass es endlich soweit zu sein scheint: Die Mitte der Gesellschaft erhebt sich, um sich zu empören! Friedlich und bestimmt! Für echte Demokratie, ethische Werte, Menschlichkeit!“

    Moden kommen und gehen; und so wird auch diese frühsommerliche Brise der Revolution an der Ultima Ratio vorrüber wehen.
    Wir haben die Mittel doch schon längst, sind nur nicht bereit uns damit auseinander zusetzen, Wahlkreise und Gemeinden versauern an Politikverdrossenheit.
    In diesem Sinne:
    Wohin ist die Demokratie? rief er, ich will es euch sagen! Wir haben sie getödtet, – ihr und ich!

  4. illuminati schreibt:

    Nichts,was auch immer es sei, sollte als „Ich“ oder „Mein“ aufgefasst werden

    Das wirkliche Problem ist der einzelne Mensch selbst, er hat den Materialismus zum neuen Weltbild (zur neuen Religion) erhoben. Zur Zeit erleben wir diese Lebenseinstellung in Form mit wissenschaflicher Gründlichkeit auf die Spitze getriebenen Effizienz – es ist ja nicht nur der wirtschaftliche Aspekt der aus dem Ruder läuft, das ganze gesellschaftliche westliche Konzept steht zur Disposition.

    Die Aufstände/Demonstrationen von Nordafrika bis Spanien (EU) usw. sind ein Versuch die herrschende Umverteilung zu stoppen – was aus meiner Sicht nicht gelingen wird.

    Nichts,was auch immer es sei, sollte als „Ich“ oder „Mein“ aufgefasst werden.

    Mit diesem Lebensprinzip – wären die meisten bestehenden Probleme gelöst, aber das will in Wirklichkeit niemand.

  5. Shaun schreibt:

    Sind hier Leute aus Berlin anzutreffen?

    Ich hab´s satt! Ich versuche bis zum Monatsende alles mögliche zu Regeln was zu Regeln gibt…. packe mein Zelt und treffe so bald wie möglich in Berlin an. Suche Leute in Berlin die sich auskennen, so das ein Aufbau eines Demonstrationscamp´s mit Infrastruktur (zwecks Nahrung, Sanitäranlagen, Medizinische Versorgung, etc) ordnungsgemäß möglich ist. Demonstriert wird für folgenden Forderungen:
    – BGE in Höhe von 1500,00 € für jeden
    – kostenloses Gesundheitssystem
    – Volksbegehren auf Bundesebene, vielleicht sogar Europaebene
    – mehr soziale Gerechtigkeit, soziale Stabilität (besonders in Hinblick auf die Ärmsten unseres Systems)

    Demonstration wird absolut friedlich ablaufen und das Camp solange besetzt bis ALLE Forderungen erfüllt sind!

    Habt Hoffnung… Gemeinsam können wir die Zukunft positiv verändern!

    Meldet euch!

  6. Dietmar schreibt:

    Die Streitschrift Empört Euch von Stéphane Hessel erreichte in Frankreich eine Millionenauflage. Doch auf nur 14 Seiten ist kein Platz für dichte Argumentationen. „Empört Euch! profitiert allerdings von der freundlichen Autorität des 93-jährigen Autors.

    Man tritt dem 93-jährigen Stéphane Hessel nicht zu nahe, wenn man Empört Euch! als energischen Gruß vom Grabesrand bezeichnet. „Wie lange noch bis zum Ende?“ fragt Hessel eingangs ohne Melodramatik und kommt sogleich zur Zeitdiagnose: Das „gesamte Fundament der sozialen Errungenschaften der Résistance“ sei gegenwärtig in Frage gestellt, und zwar weil „die Macht des Geldes […] niemals so groß, so anmaßend, so egoistisch war wie heute“. Da sich Hessels beherzte, keineswegs originelle Kapitalismuskritik auf den Widerstand gegen Nazideutschland beruft, empfiehlt er den Heutigen folgerichtig, das „Grundmotiv“ der Résistance zu reaktivieren: eben die Empörung.

    Auf 14 Seiten – 32 Seiten hat das Heftlein nur dank angehängter Fußnoten und dem Nachwort der französischen Verlegerin Sylvie Crossman – ist kein Platz für dichte Argumentationen, wohl aber für gelindes Pathos, Polemik und Bekenntnisse. Hessel glaubt, dass sich die Empörten stets mit „dem Strom der Geschichte“ verbinden, während Gleichgültigkeit „das Schlimmste“ sei. Er empfiehlt die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948 als universelle Orientierungsmarke. Sein stiller Optimismus stützt sich auf Hegels Geschichtsphilosophie, nach der die Menschheit sich auf einem schwierigen, aber unumkehrbaren Weg in die Freiheit befindet. Die gegensätzliche, an Paul Klees Angelus Novus und Walter Benjamins berühmte Interpretation angelehnte Auffassung, dass die Geschichte eine einzige Katastrophe sei, die Trümmer auf Trümmer häuft, lehnt Hessel ab. Gleichwohl steht der Angelus Novus dem Text suggestiv voran.

    Hier der Link zu diesem aktuellen Büchlein Indignaos! Indignez vous! Empört euch!:

    http://pdfcast.org/pdf/emp-rt-euch

  7. River runs Red schreibt:

    Worauf wir alle unbedigt acht geben müssen,ist das eben jene, die hier ihre kapitalistische Weltherrschaft herbeiführen wollen,nicht die Möglichkeit bekommen jene Bewegungen für sich zu nutzen.Denn das haben sie immer getan.Sie spekulieren darauf das die Leute irgendwann unruhig werden, bis die Situation so dramatisch geworden ist,das die Menschen nach einer Lösung verlangen.Die wird dann auch flugs präsentiert und man wird uns sagen:“Das die heutigen globalen Probleme ,nur durch eine den Nationalstaaten übergeordnete Institution gelöst werden können,da sie zu vielschichtig und verzahnt sind als das ein einzelner Staat sie zu lösen vermag.“Das hat mit der Gründung der EU bereits begonnen und auch im amerikanischen und asiatischen Raum, sind die Amerikanische- bzw. Asiatische- Union schon weit gediehen.So entsehen neue Superblöcke, die man dann wiederum gegeneinander antreten lässt,um diese dann in einem letzten Schritt zu allumfassenden Weltregierung zu vereinen.Das ist das Ziel und sie sind damit wie gesagt schon sehr weit,weiter als jemals zuvor…Was mir immer Sorge bereitet, ist die Frage, ob denjenigen die von Mitspracherecht reden, eigentlich klar ist das alleine die Familie Rothschild mehr als die hälfte aller Vermögenswerte des Planeten hält.Wie stellt ihr euch das vor?Meint ihr das werden diese Herrschaften einfach so hinnehmen?Nein,vermutlich hetzten sie alle anderen gegen uns auf,wie im Falle Lybiens.Der einzige Grund warum man dort einmaschiert ist,ist der das Lybien eine eigene Währung druckt und deshalb von der internationalen Hochfinanz nicht erpressbar ist, so wie der Westen über seine Staatsschulden, die nie getilgt werden können und damit eine ewige Schuld darstellen.Macht euch einfach einmal Klar was das heisst!!!Das ist auch der Grund für die ganze Privatisierung und warum man Griechenland nun auffordert, eine dem deutschen Treuhandfonds ähnlichen und der Regierung nicht unterstellten NGO zu gründen, zwecks privatisierung von Volkseigentum.Diese Menschen sind bereits so Mächtig, das keine, ich wiederhole keine Regierung der Welt, für sich genommen noch eine Bedroung darstellt.Das ist die wahre letzte Supermacht des Planeten.Dann hat man eine ungefähre Vorstellung davon mit wem man sich anlegt.Also viel Glück an alle freiheitsliebenden da draussen,wir werden es bitter nötighaben.

    • respu schreibt:

      Was Sie schreiben klingt doch sehr nach Verschwörungstheorien. Allerdings muss ich Ihnen Recht geben, dass man sehr stark darauf achten muss, dass die Proteste nicht vereinnahmt werden. Auch in Spanien versuchten die Parteien sich an die Forderungen der Demonstranten anzuhängen. Glücklicherweise wurde ihnen eine recht klare Absage erteilt.
      Auch in Deutschland beginnen erste Demonstrationen. Eine wichtige Aufgabe ist auch hier, eine Vereinnahmung durch Populisten und politische Interessengruppen zu verhindern. Die Macht und Aussagekraft dieser Bewegung liegt in ihrer Heterogenität. Es sind nicht „die Linken“, „die Rechten“, „die Jugendlichen“ etc. Es handelt sich um einen Schnitt durch die Gesellschaft. Menschen aus allen Schichten, Regionen, jeden Alters begehren gegen eine unsoziale und ungerechte Macht- und Wirtschaftspolitik auf.
      Ich bin aber zuversichtlich, dass die Protestierenden sich gegen eine Instrumentalisierung wehren und reflektierte und konstruktive Kritik äußern werden.
      bd

  8. Jeff schreibt:

    Volle Unterstützung, abgesehen vom Detail, dass ich selbst den Begriff ‚Mitte‘ aussenvor lassen würde. Auch ‚Mitte‘ ist eine Schublade wie ‚Rechts‘ und ‚Links‘. Es ist Zeit, uns auch davon zu trennen, das scheint mir jedenfalls nur logisch, so wie das Manifest auch geschrieben ist. Was mich fasziniert ist, dass es um Ideen geht hier. Die Menschen kommen zusammen und tauschen ihre Ideen aus. Und wenn man nur eine Idee betrachtet, und was sie tatsächlich bewirken mag, kann man sie sicher objektiver analysieren, als wenn man das Gegenüber schon von Beginn an in eine politische Schublade stecken kann. Es gibt rechts wie links wie in der Mitte Ideen, die gemeinsam sind (wenn auch aus unterschiedlichen Motiven heraus), und ebenso gibt es durch die Bank haarsträubende ‚Ideen‘. Die kann man auch als solche erkennen, wenn sie keinen politischen Namen mehr haben. Aber eine Gesellschaft, die Ideen als Ideen begegnet statt sie in 3 Lager einzuteilen, hat einen wichtigen Faktor der eigenen Ohnmacht überwunden – nämlich dieses Denken in abgetrennten, antagonistischen Gruppen, und das reflex-artige Verdammen einer Idee nur aufgrund dessen, der/die sie vorbringt. Das trennt uns und verhindert einen Wandel. Wir brauchen das Zeitalter der Ideen, und müssen uns von den politischen Grabenkämpfen des 20. Jhderts trennen.
    Das ist zumindest meine Ansicht, auch nur eine Idee 😉

    • respu schreibt:

      Volle Zustimmung. Der Begriff „Mitte“ ist ein machtpolitischer. Oft dient er nur dazu sich selbst als Mitte zu bezeichnen, um sich von den „bösen“ Rechten und Linken abzugrenzen. Allerdings ist es schwer, sich aus gewohnten Sprachmustern zu lösen. In diesem Zusammenhang soll der Begriff veranschaulichen, dass die Bewegung nicht von politischen Lagern ausgeht, sondern eine gesamtgesellschaftliche Angelegenheit ist. Zudem zielen die Forderungen nicht auf einen kommunistischen oder faschistischen Staat ab, sondern auf eine echte (!) Demokratie, was traditionell mit der „Mitte der Gesellschaft“ assoziiert wird.
      Vielen Dank für Ihren Beitrag. Er ist gut zu sehen, dass auch unsere Artikel nicht bloß konsumiert, sondern auch reflektiert und kritisiert werden.
      bd

      • respu schreibt:

        Nachtrag: Genau zu dem Thema gibt es hier eine Artikelreihe (die leider aus Zeitgründen bisher nur einen Artikel umfasst):

        Die Begrifflichkeiten des politischen Spektrums I – Von links nach rechts


        Als nächstes ist ein Artikel zum Extremismusbegriff geplant und irgendwann kommt auch noch eine Kritik des bisherigen Modells vom politischen Spektrum.
        bd

      • Jeff schreibt:

        Danke für den schnellen Kommentar zurück! Die Artikelserie schau ich mir gleich an. Hatte das mit dem ‚Mitte‘ Begriff oben im Post nicht verbindlich-bierernst genommen, aber wollte aus dem Grund darauf hinweisen wie dein erster Satz auch sagt. Mit dem folgenden stimme ich auch überein.
        Dennoch hoffe ich, dass auch dieser Begriff der ‚Mitte‘ nach und nach verschwinden wird, weil die Mitte der Gesellschaft nicht gleichbedeutend ist mit der ‚politischen Mitte‘ im Sinn wie es jetzt ist. Es ist zumindest irreführend. Aber zum Glück wird gerade über wichtigere Dinge geredet 🙂 die unsere kleine Zwischenkommunikation hier hoffentlich erübrigen werden im Laufe der Zeit 😉 Liebe Grüße, Jeff

  9. tonycat schreibt:

    Zur Info: es gibt eine Partei, die alle Forderungen der Bewegung echte Demokratie jetzt im Programm enthalten hat: http://www.ddp-partei.de/programm.
    Es natürlich nicht um ein rechts oder links, sondern um eine möglichst große Mitte, die läßt sich aber nicht so einfach finden, es muß erst noch einiges gedreht werden bzw. wieder richtig hingestellt werden, bedeutet: die Forderungen der Bewegung echte Demokratie jetzt müssen wie selbstverständlich umgesetzt werden und das bedeutet: der Mensch steht über der Wirtschaft, aber natürlich gibt es noch Unternehmer und Gehaltsverhandlungen und Wettbewerb, aber mit einer ganz gehörigen Absicherung nach unten. Als Beispiel (für Bankkritker), hier mal ein paar konkrete Forderungen:
    http://www.ddp-partei.de/bankenregeln

  10. Pingback: Meine Präsenz in den Medien | Tobias Raff

  11. dwaver schreibt:

    hey,

    super blog!

    allerdings finde ich ist empörung erstmal reichlich un-konstruktiv.

    man kann sich EMPÖREN sobald man eine relativ genaue Vorstellung davon hat wie man es besser machen könnte.

    Die griechischen Demonstranten z.B. erhoffen sich von keiner Partei mehr etwas, Sie möchten ein neues, ein besseres System, bei dem Geld nicht versickert und nicht bei der Bevölkerung ankommt.

    Jetzt kann der intelligente Teil der Bevölkerung hier

    http://echo.to/de/statement/1705?bids=srgovernment|1&origin=srgovernment|1#sids=1705&new_level=true&bids=srgovernment|1&origin=srgovernment|1

    Vorschläge machen/diskutieren wie eine neue Regierungsform nach der französischen Revolution, nach der Industrie-Revolution jetzt kommt die Internet-Revolution aussehe könnte….

    … oder einfach wie die anderen Hartz4 & RTL gucken….. und „die da“ machen lassen.

    Die idioten 😀 (über andere schimpfen ist immer leichter, als selber konstruktiv zu sein)

    wir deutsche haben eine nörgel-kultur.

    demonstrieren tun eher die anderen.

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